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Implantate
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Allgemeine Anmerkungen
Es ist unser erklärtes Ziel, Ihre eigenen Zähne so lange wie möglich zu erhalten. Gelingt dies schließlich wegen eines Unfalls, ungünstiger Anlagen oder unregelmäßiger Kontrollen in der Vergangenheit einmal nicht mehr, muss ein Zahn trotz aller Bemühungen dann doch entfernt werden.
In der Regel müssen entfernte Zähne wieder ersetzt werden. Lässt man die Lücke nämlich bestehen, kommt es meistens zu einer Kippung, Verschiebung oder Drehung von Nachbarzähnen oder Antagonisten (Zähne im Gegenkiefer). Das hat wiederum negative Auswirkungen auf die Kiefergelenke, Wirbelsäule und Nackenmuskulatur.
Ein Implantat ist im Grunde eine Schraube aus Titan oder Keramik, welches vollkommen verträglich (bioinert) ist. Es ersetzt die Wurzel des verlorenen Zahnes ohne dass ein Abschleifen der Nachbarzähne (zur Herstellung und Abstützung einer Brücke) nötig wird. Das Beschleifen von Zähnen ist immer dann besonders schade und abzulehnen, wenn diese noch vollkommen intakt sind, weder Karies noch eine Füllung aufzuweisen haben.
Außerdem bleibt die Knochenstruktur im Bereich des entfernten und durch ein Implantat ersetzten Zahnes erhalten, weil das eingesetzte Implantat den Knochen am Leben erhält und nicht einer Inaktivitätsatrophie* zum Opfer fällt.
Anders dagegen bei der Brücke, bei der es im Unbelasteten Kieferknochenbereich des Brückenzwischengliedes zum Schwinden der Knochenstrukturen (Alveolarfortsatz) kommt. Die Inaktivitätsathrophie, bei der es zum Abbau von Gewebestrukturen jeder Art infolge fehlender lebenserhaltender Stimuli kommt, ist typisch für unbelastete Kieferkammabschnitte. Nach vielen Jahren der Zahnlosigkeit athrophiert (= schwindet) der Kiefer so weit, dass kaum noch mit Zahnersatz versorgbare Kieferkammverhältnisse resultieren.
Das eingeheilte und mit dem Kieferknochen verwachsene (osseointegrierte) Implantat wird im Anschluss mit einer neuen Krone versehen oder als Brückenpfeiler verwendet. Implantate können auch zur zusätzlichen Stabilisierung von Prothesen eingesetzt werden.
(*Inaktivitätsatrophie = Abbau von Gewebestrukturen jeglicher Art infolge fehlender lebenserhaltender Stimuli)
Das Implantieren
Die Implantation ist nach lokaler Schmerzausschaltung schmerzlos durchführbar. Das Implantat wird in eine zuvor geschaffene Bohrung eingedreht oder einfach eingesteckt und verbindet sich innerhalb von 3 bis 6 Monaten mit dem umgebenden Knochen zu einer äußerst belastungsfähigen Trägereinheit.
Durch die Operation im gesunden Gewebe kommt es nur sehr selten zu Schwellungen.
Je nach den vorliegenden Gegebenheiten und dem angestrebten Behandlungsziel erfolgt die Einheilphase des Implantates ein- oder zweiphasig. Während beim einphasigen Vorgehen das Implantat schon während der Einheilzeit über das Zahnfleisch herausragt und daher zur Aufnahme des Zahnersatzes befähigt ist (Sofortversorgung mit oder ohne Sofortbelastung), zeichnet sich das zweiphasige Vorgehen dadurch aus, dass das Implantat unterhalb des Zahnfleischs einheilt. Das Implantat wird erst nach einer gewissen Zeit ohne Belastung in einem zweiten Eingriff freigelegt und für den festsitzenden oder herausnehmbaren Zahnersatz genutzt. Welches Verfahren zum Zuge kommt, hängt von vielen Faktoren ab und sollen aus Platzgründen hier nicht behandelt werden.
Nach dem Abklingen der Lokalanästhesie (Schmerzspritze) sind die Patienten meistens sehr überrascht darüber, dass sie so gut wie keine Schmerzen verspüren; Schwellungen von Zahnfleisch, Lippe oder Wange sind äußerst seltene Ereignisse.
Auf die aufschraubbaren Pfeiler der Implantate (Mesiostruktur) können dann einzelne Kronen oder Brücken geschraubt oder zementiert werden. Implantate werden auch für die Befestigung herausnehmbarer Teil- oder Totatprothesen verwendet. Ihre Verbindung mit den Implantaten erfolgt dann durch Druckknöpfe, Geschiebe, Stege, Doppelkronen oder Magnete.
Haltbarkeit, Langzeitprognose
Was die Haltbarkeit von Implantaten anbelangt, so lässt sich erfreulicherweise nur Gutes berichten. Bei zahnärztlichen Implantaten gibt es keinen Gebrauchsverlust, weil sie sich in dem Sinne nicht aufbrauchen. Ihre Haltbarkeit im Kiefer ist vielmehr vom Erhalt des umgebenden Knochens abhängig. Die Verbindung zwischen Implantat und Knochen ist nahezu ausschließlich durch bakterielle Einflüsse zerstörbar. Daher kommt der Infektionsverhütung vor, während und nach dem Einbringen des Zahnimplantates eine entscheidende Rolle zu. Mit abnehmender Empfindlichkeit gegenüber bakteriellen Einflüssen bei gleichzeitiger Zunahme des intensiven Implantat-Knochenkontaktes unter funktionell-physiologischer Kaubelastung sinkt das Risiko des Implantatverlustes, weil die mechanische Belastung zeit- und intensitätsabhängig zu einer röntgenologisch nachweisbaren gesteigerten Mineralisierung des umgebenden Knochens führt. Dies bedeutet, dass in der Anfangszeit nach der Operation sehr viel größere Aufmerksamkeit auf Zahnreinigung und Mundhygiene verwendet werden muss, als nach ca. 2 Jahren ereignisloser Tragezeit.
Die Erfolgssicherheit liegt nach internationalen Statistiken im 10-Jahresintervall bei 95-98%. Das bedeutet, dass nach 10 Jahren 95-98 von einhundert ehemals gesetzten Implantaten "überlebt" haben. Mit diesen Zahlen gehört die zahnärztliche Implantologie zu den erfolgreichsten medizinischen Eingriffen überhaupt.
Der Langzeiterfolg einer Implantation wird im Wesentlichen von 15 Grundfaktoren beeinflusst:
- Patientenselektion: Die allgemeinmedizinischen und lokalen Indikationen müssen überprüft werden.
- Knochenquantität: Es muss genug Knochen da sein. Die Kieferhöhle und der Nasenboden im Oberkiefer, sowie der Nervkanal im Unterkiefer und die Kieferkammbreite in beiden Kiefern sind begrenzende anatomische Faktoren.
- Knochenqualität: Die Dichte des Kieferknochens variiert mit seiner Lokalisation. Diese Tatsache hat Einfluss auf die Einheilzeit. Durch entsprechende Techniken während der Implantatbettaufbereitung kann das Aufnahmelager innerhalb gewisser Grenzen konditioniert werden.
- Implantatmaterial: Das Implantat muss ein dem Knochen ähnliches e-Modul (Elastizitäts-Modul) haben und seine Oberfläche biologisch kompatibel sein. Titan erfüllt beide Bedingungen.
- Implantatoberfläche: Die Oberfläche muss mikroporös sein (5 bis 100 Mikrometer Porendurchmesser), damit sich Knochenzellen anlagern (eine Eigenart aller Bindegewebszellen)
- Implantatform: Es gibt Blatt-, Nadel-, Schrauben-, Zylinder- und konische Implantate.
- Indikation: Die verschiedenen Implantate haben unterschiedliche Einheilmodi. Der Einheilmodus wird insbesondere über das Knochenangebot, die Knochenqualität und das angestrebte Funktionsziel bestimmt. Die richtige Auswahl hat der Implantologe zu treffen.
- Implantationsplanung: Das Implantat soll möglichst so stehen, dass später eine Zahnkrone optimal positioniert werden kann, der Halt einer herausnehmbaren Prothese funktionell störungsfrei möglich wird und schließlich die Knochenernährung unbeeinträchtigt bleibt.
- Chirurgisches Vorgehen: Der Erfolg hängt von der Erfahrung, der Ausbildung und der zur Verfügung stehenden Ausrüstung des Operateurs ab. Hierbei steht die sterile Vorgehensweise im Vordergrund, es sollte möglichst wenig biologische Substanz dem Implantat geopfert werden und schließlich darf der Knochen beim Präparieren des Implantatlagers nicht überhitzt werden (Kühlung).
- Suprastruktur: Der Erfolg hängt von dem ab, was auf das Implantat gesetzt wird (festsitzende Kronen, Brücken oder herausnehmbare Zahnprothesen). Bei Kronen oder Brücken haben Implantate eine höhere Verweildauer.
- Okklusion: Das Implantat sollte möglichst wie ein Zahn normal belastet und ebenso nicht überbelastet werden.
- Mundhygiene: Das Implantat und der darauf befestigte Zahnersatz muss gut gepflegt werden, um eine Entzündung von Zahnfleisch und Kieferknochen zu vermeiden (Frühsymptome sind Blutung, Schmerzen, Schwellung).
- Nachsorge: Spätestens alle 6 Monate Kontrolle der Mundhygiene und des Implantates durch den Zahnarzt.
- Abweichungen: Sollte von diesen Faktoren abgewichen werden, so bedeutet das eine Zunahme der möglichen Komplikationen. Dadurch gewinnt die Erfahrung des Operateurs/Implantologen immer weiter an Bedeutung.
- Operateur: Der Operateur sollte auch die Zähne (Krone, Brücke oder Zahnprothese) auf dem selbst eingebrachten Implantat/en anfertigen und eingliedern können. Kieferchirurgen haben hingegen nicht die Erlaubnis dazu, was aber gewisse Nachteile mit sich bringt.
Einschränkungen beim Implantieren
Die Auswahl des für die Implantatinsertion geeigneten Patienten war früher im Gegensatz zu heute ein ganz wichtiger Aspekt, weil man verhältnismäßig wenig über die Osseointegration (Einheilung des Implantats im Kieferknochen) wusste. Heute kann - von wenigen Ausnahmen abgesehen - fast jeder Patient erfolgreich mit Implantaten versorgt werden. Entscheidend ist nur, dass die Faktoren, die eine Infektion begünstigen und zum Entstehen von Komplikationen oder Misserfolgen führen können, bestenfalls ausgeschaltet bzw. auf eine tolerierbares Maß zurückgedrängt werden. So war man früher der Ansicht, dass Diabetiker nicht mit Implantaten versorgt werden sollten, weil man die aus dem Diabetes erwachsende Gefahr einer nicht beherrschbaren Infektion als relativ groß annahm. Inzwischen hat sich aber gezeigt, dass die Entzündungsneigung des Zahnfleischs bei einem korrekt eingestellten Diabetes nicht die klinische Relevanz besitzt, für die man sie gehalten hatte. Allerdings sollte der Diabetiker seinen Blutzucker optimal einstellen, was durch mehrmalige tägliche Kontrollen überwacht werden muss. Außerdem sollte er auch öfter zur Implantatkontrolle gehen.
Ferner gibt es eine Beeinträchtigung der Immunabwehr und damit der Entzündungsabwehr bei Patienten, die schwer leberkrank sind, bzw. unter Chemotherapie oder Immunsupressiva stehen. Bei diesen Patienten ist nicht nur die Immunabwehr eingeschränkt, sondern auch die Regenerationsfähigkeit des Gewebes beim Heilungsprozess nach erfolgter Implantation.
Bisphosphonate: Seit etwa Anfang des Jahrhunderts ist eine unangenehme Erscheinung bei Patientinnen beobachtet worden, die wegen ihrer Osteoporose ein bestimmtes, zunächst viel versprechendes Medikament von Orthopäden oder Internisten verschrieben bekommen haben. Es handelt sich hierbei um den Wirkstoff Bisphosphonat, der sich in unterschiedlichen im Handel erhältlichen Medikamenten befindet.
Es wurde beobachtet, dass Patientinnen, die dieses Medikament einnehmen, bei zahnchirurgischen Eingriffen einen äußerst unangenehmen Untergang des Knochengewebes in der Umgebung dieses Eingriffs (zum Beispiel Zahnextraktionen) zeigten. Interessanterweise ist dieser Knochenuntergang selektiv für den Bereich des Kieferknochens. Die Ursachen hierfür liegen völlig im Dunkeln. Darüber hinaus wurde diese Erscheinung auch bei Patientinnen beobachtet, die wegen einer Krebserkrankung und der aufgetretenen Knochenmetastasen ebenfalls dieses Medikament zur Regeneration des Knochens bekamen. Ob es die Kombination von Chemotherapie mit Bisphosphonaten ist, die diese Erscheinung hervorruft, ist derzeit unbekannt. Zurzeit gelten kieferchirurgische Eingriffe - auch harmloser Art, wie zum Beispiel Implantationen oder Extraktionen - als kontraindiziert, wenn gleichzeitig Bisphosphonaten eingenommen werden. Erschwerend kommt hinzu, dass man noch nicht genau abschätzen kann, wie lange die Bisphosphonate nach deren Absetzung im Knochen nachwirken. Hier kann es sich nach groben Schätzungen um einen Zeitraum zwischen 5 und 10 Jahren handeln. Diese lange Wirkungsfortdauer stellt die Verwendung von Bisphosphonaten grundsätzlich erheblich infrage.
Starken Rauchern (mehr als 10 Zigaretten täglich) sollten Implantate verwehrt werden, da bei ihnen die Durchblutung in den feinen Kapillargefäßen durch den Einfluss des Nikotins gestört ist. Mit der Reduktion der Abwehrkräfte halten Entzündungen länger und stärker an. Ganz allgemein wird die Abwehr geschwächt, was letztlich zum Implantatverlust führen kann.