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Gesundes Zahnfleisch

bedeutet dies auch "gesunder Mensch?" - Teil 1

veröffentlicht am: 15.12.15

Diese These mag vielleicht überspitzt klingen, sie beinhaltet aber doch sehr viel Richtiges! Nicht nur gesunde Zähne, sondern insbesondere ein gesundes Zahnfleisch sind notwendig zum Schutz vor Allgemeinerkrankungen. Sind nämlich Zähne und ihre Zahnwurzeln - das gilt auch für Implantate - von einer weitgehenden Zerstörung des Kieferknochens (Parodontitis) betroffen, können die dafür verantwortlichen schädlichen Bakterien über das Zahnfleisch in die Blutbahn gelangen und unter Umständen die Entstehung anderer chronisch-entzündlicher Erkrankungen im Körper gefährlich begünstigen.

Gefahr Parodontitis

Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass eine unbehandelte Entzündung des Parodonts das Risiko für die Entstehung von Herz-Kreislauf- und Atemwegs­erkrankungen sowie Diabetes stark erhöhen kann. Neueste Ergebnisse zeigen sogar, dass Zahnbett­erkrankungen häufig begleitend chronisch-entzündlich veränderte Blutgefäße hervorrufen und dass eine erfolgreiche Parodontal­therapie wiederum die Entzündung in den Blutgefäßen stoppen kann.

Außerdem kann Parodontitis zu Komplikationen in der Schwangerschaft führen. Auf Basis aktueller wissenschaftlicher Daten werden zudem Wechselwirkungen einer Parodontitis mit weiteren systemischen Erkrankungen wie Osteoporose, Alzheimer, rheumatoider Arthritis sowie der Entstehung von Krebserkrankungen diskutiert.

Parodontitis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland immer noch Todesursache Nummer eins. Die Parodontitis gilt neueren Untersuchungen zufolge als ernstzunehmender Risikofaktor für die Entstehung von Herzinfarkt und Schlaganfall und kann deren Verlauf deutlich negativ beeinflussen. Die bei parodontal kranken Menschen beobachtete Risikoerhöhung liegt sogar im Bereich der klassischen Risikofaktoren wie erhöhter Blutfettwerte, Bluthochdruck und Übergewicht.

Man geht davon aus, dass die bei einer Parodontitis stetig ausgeschütteten entzündungsfördernden Botenstoffe über die Blutbahn in andere Körperregionen gelangen und so auf den ganzen Körper einwirken. Die Ursache für arterielle Verschlusskrankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall sind meist entzündliche Veränderungen der Gefäßinnenwände.

Parodontitis

Darüber hinaus können Bakterien auch direkt in die Blutbahn gelangen (Bakteriä­mie). Die Gefahr dabei ist, dass die eingedrungenen Bakterien eine infektiöse Entzündung der Herzinnenhaut (Endo­karditis) herbeiführen können. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass bei Menschen mit Zahnfleischerkrankungen Bakterien bereits bei alltäglichen Aktivitäten wie dem Zähneputzen, dem Gebrauch von Zahnseide oder dem Kauen von Nahrung ins Blut gelangen. Ein schlechter Zahnstatus kann daher die Gefahr einer Bakteriämie und das dadurch bedingte Endokarditisrisiko drastisch er­höhen. Bei Menschen mit einem gesunden Mundstatus sind Bakteriämien erwiesenermaßen seltener.

Aufgrund dieser Zusammenhänge sind die vom Zahnarzt kontrollierte und durch eine gute häusliche Zahnpflege abgesicherte Mundgesundheit sowie eine allgemein gesundheitsfördernde Lebensführung und Ernährung entscheidende Voraussetzungen zum Erhalt der allgemeinen Gesundheit. Liegt bereits eine Zahnbetterkrankung vor, so kann eine effektive zahnärztliche Parodontal-Therapie (system. Par- Behandlung) und eine anschließende professionelle Nachsorge mit lebenslang wiederholten, regelmäßigen professionellen Zahnreinigungen (PZR) wirkungsvoll dazu beitragen, das Risiko für Herz-, Kreislauf- und Gefäßerkrankungen zu verringern.

… wird fortgesetzt
- nächster Teil: Zusammenhänge zwischen Diabetes und Parodontitis

Mehrteiliger Artikel
1: → Gesundes Zahnfleisch = Gesunder Mensch? (1. Teil)
2: → Gesundes Zahnfleisch = Gesunder Mensch? (2. Teil)
3: → Gesundes Zahnfleisch = Gesunder Mensch? (3. Teil)